Über das R.A.W.
Flächen in der Innenstadt werden entwickelt, neue Quartiere entstehen – steter Wandel charakterisiert die Stadt. Diese Entwicklung ist auch in der DNA des R.A.W.-Geländes: Nach über hundert Jahren industrieller Nutzung bieten Teile des Geländes seit Beginn des 21. Jahrhunderts künstlerischen, kulturellen und gewerblichen Angeboten ein Zuhause. Aufgrund der erheblichen Brachflächen hier, im Zentrum Berlins, soll das Dialogverfahren über die künftige Ausrichtung des Geländes an dessen jahrzehntelange Funktion als zentrales, gemischt genutztes Quartier der funktionalen Stadt anknüpfen. Auf den ungenutzten Teilen des Grundstücks sollen Arbeitsplätze, Ausbildungsstätten und erlebbare Freiräume entstehen. Das Areal kann so wieder wichtiger Anlaufpunkt für die Menschen nicht nur im Bezirk, sondern auch aus ganz Berlin und über dessen Grenzen hinaus werden.

Berlin-Friedrichshain ist auch Teil des umfassenden Transformationsprozesses, in dem sich die Metropole Berlin seit mehreren Jahrzehnten befindet. Der Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und beheimatet nicht nur eine Vielzahl neuer BewohnerInnen, sondern hat auch ein großes Angebot an unterschiedlichsten Nutzungen entwickelt. Dazu zählen unter anderem die Einrichtungen auf der ehemaligen Industriebrache des R.A.W., des früheren Reichsbahnausbesserungs-werkes von 1867.
Als wir im April 2015 große Teile des R.A.W.-Geländes kauften, taten wir das ganz bewusst, denn für uns spielt die Historie dieses Ortes eine wichtige Rolle. Wir erwarben das R.A.W.-Gelände, weil es im Herzen der Stadt ausreichend Platz für vielfältige Nutzungen in den Bereichen Kunst, Kultur, Musik, Party und Freizeit bietet. Zur DNA des Geländes gehört jedoch auch, dass es jahrzehntelang Arbeitsplätze bot, Ausbildungsstätte war und damit ein wichtiger Anlaufpunkt für die Menschen nicht nur im Bezirk. Diese vielschichtige DNA möchten wir so gut es geht erhalten, fördern, wiederherstellen und weiter ausbauen.
Entwicklung heißt für uns: Vorhandene Angebote sinnvoll zu ergänzen, Probleme zu beheben, bestehende Bausubstanz zu sichern, Brachflächen zu nutzen und bauliche Lücken wieder zu schließen, um so das R.A.W.-Gelände zu bewahren und zugleich weiter fortzuschreiben. Damit das gelingt, ist es wichtig, das Planungsverfahren durchzuführen und vor allem diejenigen einzubinden, denen die Zukunft des R.A.W.-Geländes besonders am Herzen liegt, also den AnwohnerInnen, interessierten BerlinerInnen, VertreterInnen des Bezirks ebenso wie Kultursachverständigen, lokalen Interessenverbänden und natürlich unseren lang- und auch kurzfristigen MieterInnen auf dem Gelände.
Ihre Firma Kurth
Kontakt: info@raw-gelaende.de
Akteure
VWG Atelierhaus
Drop In e.V.
Music Pool Berlin
Akrobat GmbH
Kulturhaus SGL
Club Athleten
Crack Bellmer
Der Kegel
Zirkus Zack | Vuesch e. V.
Cassiopeia
Urban Spree
Astra
Proposal
Ein gemeinsames R.A.W. ist ein besseres R.A.W. Nutze dieses Formular, um Vorschläge für die weitere Entwicklung des Geländes einzureichen. Was wünschst du dir für Menschen, die das R.A.W.-Gelände nutzen?
Reiche deinen Vorschlag hier ein.
Historie
Das R.A.W.-Gelände – Ein Areal mit bewegter Biografie
Berlin unter Dampf: Gründung und deutsches Kaiserreich
1867 wird auf dem heutigen R.A.W.-Gelände die „Königlich Preußische Eisenbahnwerkstatt Berlin II“ errichtet. Sie ist Teil des frühen Wirtschaftsbooms, in dessen Verlauf Berlin bis Anfang des 20. Jahrhunderts zur viertgrößten Stadt der Welt aufsteigt. Nur wenige hundert Meter nordwestlich des Werkstattgeländes wird am 1. Oktober desselben Jahres der alte Ostbahnhof (inoffiziell: Küstriner Bahnhof) feierlich in Betrieb genommen. Er verbindet die preußische Hauptstadt mit Ostpreußen.

Die erste Werks-Erweiterung
Bereits 1882 wird das Werk erweitert, um auch die Berliner Stadtbahn mit Wartungs- und Pflegearbeiten versorgen zu können. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs steigt die Zahl der Mitarbeiter auf 1.200 Personen.

Von Weimar bis zur Wende 1989/90
Die Eisenbahnwerkstatt wird 1918, nach der Abschaffung der Monarchie, in Reichsbahnausbesserungswerk umbenannt. Die Periode der Weimarer Republik und ab 1933 des „Dritten Reichs“ endet für einen großen Teil des Werkes bei einem Luftangriff im Jahr 1944, der fast 80 Prozent des Areals zerstört. Nach dem Krieg werden die Anlagen wieder aufgebaut und 1967, zum hundertjährigen Bestehen, umbenannt in „Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Franz Stenzer“. Damit erinnert die DDR an den kommunistischen Reichstagsabgeordneten und bayerischen Eisenbahner, der 1933 im KZ Dachau ermordet worden war.

Zwischen Dornröschenschlaf und „Wildem Osten“
Nach dem Fall der Mauer wird das Werk bis 1995 nach und nach stillgelegt bis auf zwei Hallen, in denen an die ursprüngliche Nutzung angeknüpft wird. Das Talgo-Werk Berlin beschäftigt nur noch rund 110 Mitarbeiter, die Züge und Loks instand halten, da mit der deutschen Einigung ein Überangebot an Reparatur- und Wartungskapazitäten entstanden ist. Bis 1999 passiert auf dem Gelände nicht viel, bis im Juli diesen Jahres Kunst- und Kulturschaffende unter dem Dach des eigens gegründeten Vereins RAW-Tempel e.V. beginnen, die Gebäude an der Revaler Straße für eine Zwischennutzung umzugestalten. Nach und nach etablieren sich weitere kulturelle und gastronomische Nutzungen auf dem Areal, ein für Brachen in der Berliner Nachwendezeit typischer Vorgang.
Das R.A.W. – Gelände Heute
2007 veräußert die Vivico Real Estate das zu großen Teilen baufällige Areal an eine private Investorengruppe, die dieses jedoch nicht schützt, saniert oder weiter entwickelt. Teilweise investieren auch die NutzerInnen und MieterInnen in die marode Bausubstanz, um diese temporär gewerblich und gemeinnützig zu nutzen. Teile des Geländes werden notdürftig instandgesetzt und übergangsweise vermietet, um die erheblichen laufenden Kosten zu deckeln. In dieser Phase häufen über die Jahre hinweg Klagen von Anwohnern, Besuchern und Mietern des R.A.W.-Geländes über vermehrte Aktivitäten von Dieben, Dealern und anderen Kriminellen. Seit dem 01. April 2015 ist die Firma Kurth Eigentümerin der 52.000 Quadratmeter großen Fläche auf dem R.A.W.-Gelände.

